Schleppjagd in Bad Saulgau – Hunting at its best!

 

Zur bereits siebten Schleppjagd und nun der dritten in Folge hinter den Beagles des Schleppjagdvereins Frankenmeute lud der Reit- und Fahrverein Bad Saulgau 1925 e.V. unter der Jagdherrschaft von Kurt und Tobias Wetzel. Und es wurde ein echter Hunting- Day wie man ihn sich besser nicht wünschen kann!

 

 

Familie Wetzel hat mit dem Verein und vielen Helfern einen rundum runden Jagdtag organisiert, der in bester Jagdtradition bis ins kleinste Detail liebevoll und mit Herzblut ausgestaltet war. Petrus tat das Seine dazu: very British zeigte sich das Wetter, zum ersten Mal jagte die Frankenmeute dieses Jahr im Regen. „Endlich wieder dampfende Pferde, aufsteigende Nebel aus den Wäldern, blitzschnelle Hunde, die echt nochmal den Turbo gezündet haben… man merkt erst, dass man diese besondere herbstliche Jagdstimmung vermisst hat, wenn sie einem endlich geschenkt wird. Da ist dann auf einmal auch kalter Regen gar nicht so schlimm.“ fasste es Dr. Armin Kirchdorfer, der Präsident der Frankenmeute zusammen, der mit Master Uwe Hochbrückner und seiner Equipage angereist war.

 

Über 50zig Reiter hatten wohl ähnliche Gedanken und kamen zum Stell- Dich ein – trotz Regen sah man überall nur fröhliche, erwartungsvolle Gesichter – und wurden aufs herzlichste begrüßt.

 

 

Vor der Jagd wurden Ross und Reiter gesegnet und allen eine unfallfreie Jagd, viel Freude und gesunde Heimkehr gewünscht. Eine schöne Tradition, die - neben dem Segen und den guten Wünschen - auch die Leistung der Pferde würdigt, die beim Hochleistungssport Jagd ihr Bestes geben und körperlich und mental stark gefordert werden. Ohne sie und die Hunde wäre ein solcher wunderbarer Jagdtag nicht möglich und es ist gut dessen ab und an zu gedenken.

 

 

Danach begab sich die Jagdgesellschaft auf die Strecke mit insgesamt neun Schleppen die durchaus anspruchsvoll zu reiten waren und die ein oder andere Herausforderung enthielten. 30 Sprünge hatte das Team um Familie Wetzel aufgebaut und dabei für viel Abwechslung gesorgt: Trakehner Gräben, Steinplanken, geschmückte Tische, eine Bürste mit Sonnenblumen, Baumstämme und Trippelbaren erwarteten die Reiter, bergauf und bergab. Da brauchte es reiterlicherseits echtes Jagdadrenalin in den Adern, schnell musste man ab und an sein und klug reagieren.

 

Die Pferde nahmen die Sprünge alle gut an und die Böden waren dank des Regens nicht mehr so hart - genau richtig elastisch boten sie den Pferden ein gutes Geläuf zum Sprung und bei der Landung.

 

 

Musikalisch begleitet wurde die Jagd von den Schmalegger Jagdhornbläsern, vier Herren in Rot zu Pferde, die mit ihren B-Hörnern in den Schrittpausen die Jagd mit Jagdsignalen begleiteten - ein wahrhaft ungewöhnlicher Hochgenuss und Chapeaux vor der musikalischen und reiterlichen Leistung.

 

 

Den Hunden kam das nass-kalte Wetter so richtig zu pass und sie legten noch einmal gegenüber den vergangenen Jagden an Tempo zu. „Endlich kein ewiger Staub mehr der sich in die Augen und auf die feinen Nasen legt und das Jagen erschwert, endlich ein Trittsiegel dass sich erschnuppert und liest wie eine Autobahn das man in High- Speed absausen kann, endlich eine erfrischende Kühle die nach dem Run so richtig gut tut...“ wenn sie sprechen könnten oder wir sie verstehen, dann hätten sie ihren Menschen von der Equipage wahrscheinlich genau das gesagt. So zeigten sie es ihnen durch hervorragenden Jagdeifer, lautes Geläut und beste Spurtreue.

 

 

Gesund und strahlend kamen dann auch Reiter und Pferde zurück und versorgten nach dem Dank an die Hunde beim Curée die Pferde um zum zweiten Teil des Jagdtages über zu gehen.

 

 

Es wartete ein geselliger Abend mit Jagdball und Jagdgericht, ganz in bester, jagdlicher Tradition. „Staatsanwalt“ Dr. Armin Bauer begeisterte die Gesellschaft mit seinen sehr humorig vorgetragenen Anklagen. Mit strenger Stimme wies er auf die Missetaten hin, die der/die ein oder andere während der Jagd vollbracht hatte. Den Delinquenten stand Verteidiger Reiner Quadflieg zur Seite und versuchte mit seinen Plädoyers das Strafmaß zu mildern.

 

 

Wer sich gleich eine Zigarette angezündet hatte beim Stopp durfte mit zehn Liegestützen vor versammelter Mannschaft als Auslöse seine körperliche Fitness unter Beweis stellen. Wer in einen angesäten Acker geritten war, musste zwischen den Gästen über die Biertischgarnituren hindurch balancieren um zu beweisen, dass man durchaus in der Lage wäre auf dem rechten Wege zu bleiben. Hier musste dann auch die einzige monetäre Busse geleistet werden um den dem Bauer entstandenen Schaden zumindest symbolisch auszugleichen. Das zweite Jagdfeld war dem Staatsanwalt zu chaotisch geritten, er vermisste die jagdliche Disziplin und so mussten die Reiter eine Polonäse tanzen um zu demonstrieren, dass sie sich als Gruppe auch gesittet voran bewegen können. Ebenso angemahnt wurde, dass einige Herren bei der Pferdesegnung ihre Kappe nicht gezogen hatten. Regen hin, nass werden her – das verstieß gegen die jagdlichen Etikette und musste angeklagt werden. Immer mit einem Schmunzeln aber auch mit darunter liegendem Ernst, wurde aus Respekt vor den Werten der Tradition der Schleppjagd gegenüber das Ein oder Andere thematisiert und so auf launige Weise dennoch an die Wichtigkeit dieser Werte für eine gelungene und unfallfreie Jagd gemahnt.

 

 

Gefeiert wurde aber auch, zu allererst die Pikeurin der Frankenmeute Alessandra Pflaum, die bei dieser Jagd spontan für eine Kollegin deren Pferd lahmt, zusammen mit ihrer Mutter Angelika Pflaum einsprang. Das Besondere daran: Alessandra beging an diesem Tag ihren 18ten Geburtstag! Ein wichtiger, spezieller Tag, den sie gerne mit ihren Hunden und ihrer „zweiten Familie“, der Equipage der Frankenmeute verbrachte, damit genügend Pikeure die Meute führen können. Das ist gelebte Zusage an unsere gemeinsame Sache um Meute und Hunde dauerhaft zu erhalten. Alessandra, wir danken Dir und wir sind stolz auf Dich! Natürlich wurde Alessandra an ihrem Ehrentag dann auch von der Jagdgesellschaft kräftig gefeiert, da die liebe Frau Mama vorsorglich entsprechend Sekt und eine Geburtstagstorte mitgebracht hatte.

 

 

Danach begeisterte ein Alleinunterhalter die Menge, es wurde getanzt und gelacht bis – so munkelt man – vier Uhr morgens. Da hatten sie die Franken schon verabschiedet, stand ja die Heimreise am nächsten Morgen an. Der angekündigte erste Schnee wartete schon.

 

 

Diese super tolle Jagd mit echtem Jagdfeeling, mit viel Liebe zum Detail und Herzblut, dieses rundum gelungene Ganze hat Familie Wenzel als treibende Kraft für alle Teilnehmer geschaffen. Nur mit bewundernswerten Zusammenhalt und großem Engagement, das andere anzündet und alle - von den Mitgliedern des Reitvereins, den Helfern bis zu den Flächenbesitzern an diesem einen Tag zusammenbringt- kann solch ein Tag Wirklichkeit werden. Familie Wetzel schafft es immer wieder, diesen Funken zu entfachen und mit der eigenen Begeisterung und Tatkraft andere anzustecken. Hinter jeder außergewöhnlich schönen Jagd stehen solch wunderbare, engagierte Menschen. Dafür kann man sich gar nicht genug bedanken.

 

 

 

Bilder: Hermann Zacher, zum bestellen findet man sie hier

 

Text: Reinula Böcker