Hubertusschleppjagd auf der Hohenzollernfestung Wülzburg

Um gemeinsam den Hubertustag, der jedes Jahr am 03.11. ist, zu feiern und im Gedenken eine sportliche Jagd zu reiten, haben wir uns am Sonntag den 07.November auf der Hohenzollernfeste Wülzburg getroffen, ein besonderer Tag erfordert ein besonderes Ambiente!

 

Der Hubertustag ist in der Jägerschaft ein ganz besonderer Tag. An jenem wird dem Schutzheiligen Sankt Hubertus, Pfalzgraf von Burgund gedacht. Er gilt als Begründer einer waidgerechten und nachhaltigen Jagd und als Vorbild für die Jäger. Diese „Achtung vor dem Geschöpf“ und der damit eingehende „Dienst an der Natur“ ging als Waidgerechtigkeit in die Verhaltensgrundsätze der Jägerschaft ein. Hubertus wird meist kniend vor dem „Hubertushirschen“ der ein leuchtendes Kreuz zwischen seinen Geweihstangen trug, inklusive Jagdhund und Jagdhorn sowie Schwert und Spieß dargestellt.


Die heutige Reitjagd, hoch zu Ross und hinter einer Hundemeute hat schon lange nichts mehr mit dem aktiven jagen auf lebendes Wild zu tun. Dennoch haben sich Brauchtum, Tradition und die Faszination dieser ursprünglichen Art der Jagd bis heute erhalten und prägen so das Gesamtbild des Jagdreitens.

 

Die Beagles der Frankenmeute sind auf das „Trittsiegel“ trainiert. Von den Schleppenlegern wird die festgelegte Galoppstrecke vorweggeritten und dadurch die Fährte durch die Bodenverletzungen, die die Pferde mit ihren Hufen verursachen, als „Duftspur“ für die quirligen, kleinen Hunde gelegt - so wird die Jagd auf lebendes Wild auf der Flucht quer Feld ein nachgestellt.


 

 

Diese Gelegenheit, um der Besonderheit des Tages und Ambiente wissend, wollten sich Andrea und Achim Walther als Jagdherren nicht nehmen lassen und luden auf dieses einzigartige Event ein. „Es wurde jetzt aber auch mal Zeit, dass wir einmal die Jagdherrschaft übernehmen!“ so Andrea, die langjährige, passionierte Jagdreiterin bei ihrer Ansprache wohlwissend über die Exklusivität dieser Jagd – denn die Örtlichkeiten der Feste erlauben nur eine sehr begrenzte Zahl an teilnehmenden Jagdreitern.

Die Hubertusmesse, abgehalten in den Bögen der Burgmauern der Feste eröffnete das Feuerwerk der Highlights dieses Tages. Die Andacht, gehalten von Pfarrer Alexander Reichelt, war sehr gut ausgearbeiteten und nahm immer wieder Bezug auf die heutige Moderne aber auch auf Traditionen, Achtung vor dem Geschöpf und der Natur bis hin zur Schleppjagd - immer wieder erhielt er kopfnickend und schmunzelnd die Zustimmung der lauschenden Jagdreiter.

 

Eingerahmt wurde diese Andacht von den Klängen der Trompes Franconiennes, die mit ihren Trompes de chasse für etliche Gänsehautmomente, bereits am frühen Vormittag, sorgten – und diese Klangmomente waren erst der Anfang eines herrlichen werdenden Tages!

Die Trompes Franconiennes wurden Anfang der 90er Jahre, teils von Aktiven, Reitern aber auch von Freunden rund um die Frankenmeute ins Leben gerufen. Heute wird die Gruppe, die ihren Sitz wie ein Teil der Meute in Lauf hat, begleitet und verstärkt von Bläserfreunden aus nah und fern, von Aalen über Stuttgart bis hinter den Chiemsee, die Freude daran haben, zusammen Musik zu machen und um tolle Stunden und Momente musikalisch mit Freunden, wie z. B. hier auf der Wülzburg, zu erleben. 

Als es zum Frühstücks-Steh-Empfang ging, staunten die Reiter nicht schlecht, was und wie ihnen die Köstlichkeiten liebevoll dargeboten waren. Unsere Houndslady Birgit Hoepffner hat sich selbst übertroffen und, zum ersten Mal, wartete sie neben Kaffee und Tee mit kleinem, feinen Gebäck für die „Süßen“ und herzhaften Häppchen mit Forellen-, und Kräuterdip auf – wunderschön arrangiert – ein Augen- und Gaumenschmaus! „Zu Recht wurde heute die Ehrenfanfare von den Bläsern für dich gespielt liebe Birgit“ freute sich der Präsident Dr. Armin Kirchdorfer.

Beeindruckt vom riesigen Bauwerk, dem historischen Ambiente und dem erstmaligen Ritt zu Pferde über den Burggraben, durch den imposanten Torbogen ging es zur Begrüßung in den Burghof. Kurz vor Aufbruch zur Jagd ließen die Bläser der Trompes Franconiennes ihre Hörner in der extra von Leo Dracopoulos für Armin Kirchdorfer und Uwe Hochbrückner komponierten Fanfare „La Arwe“ für uns erklingen. Mit den Worten „und genau das hier ist so ein besonderer Moment, wofür wir unsere Jagdreiterei lieben“ ließ der Master sichtlich ergriffen die Bläser mit einem dreifachen, kräftigen Horrido hochleben. 

In Richtung der ersten Schleppe konnten sich Reiter und Pferde ordentlich im Schritt und einem kleinen Trabstück aufwärmen bis es dann zu einem wunderschönen, alten Buchenwald ging. Hindurch den alten hochgewachsenen Baumbestand, herbstlich mit Buchenlaub geschmückten Waldweg, dem Hundegeläut gesäumt durch die Signale der Bläser galoppierten die Reiter auf der ersten Schleppe, in der Hoffnung diese besondere Atmosphäre nie enden zu lassen.

Die folgenden Schleppen führten über schier endlose Wiesenwege gespickt mit jagdlich gebauten und wunderschön dekorierten Sprüngen, die einladend und sehr gut zu springen waren. Hier hat sich die Equipage rund um Dr. Armin Kirchdorfer wahrlich ins Zeug gelegt.

 

Die Beagles zeigten sich, nahe dem Saisonende, konditionell bestens trainiert und schnell auf der Fährte, sodass die beiden Schleppenleger auf den langgezogenen Wiesenschleppen ein gutes Tempo vorlegen mussten und sich das Jagdfeld geführt von den beiden Jagdherren Andrea und Achim Walther ob der Schnelligkeit und dem Eifer der flotten Spürnasen mitziehen lies. Das Galoppieren in diesem eindrucksvollen Gelände, bei bestem Geläuf über Kalk-, Lehmboden, die weiten Wiesentäler und trotzdem bergauf und bergab, super schnelle, laute Beagles und immer wieder die Klänge der Trompes Franconiennes – genau das macht so einen besonderen Tag aus!

Dabei geht es nicht nur darum, die Bläser und auch unsere beiden Fotografinnen Stefanie Empter und Doris Frank-Schneider vor Ort und dabei zu haben, sondern die hervorragende Organisation ist es, diese abseits der Zuschauerkolonne extra an die verschiedensten Plätze zu positionieren, damit für die Jagdgesellschaft diese einzigartige Stimmung durch die musikalische Umrahmung aufkommt und später die Fotos diese Erinnerungen lebendig werden lassen. Hier schon einmal ein herzliches Dankeschön an alle fleißigen Helfer!

Kurz bevor die Jagdgesellschaft zum geplanten Stopp eintraf, öffneten sich die Wolken und ein leichter Nieselregen ließ die Pläne für eine Rast kurzerhand verfliegen und so machten sich die Hunde, Reiter und Pferde entlang des Weltkulturerbes Limes und der parallel verlaufenden Römerstraße auf den Rückweg. Die Reiter und Pferde staunten nicht schlecht über die eindrucksvolle Metallskulptur eines reitenden Römers der den Wegesrand säumte. 

Zurück auf der Wülzburg angekommen überwältigt von dem atemberaubendem Ambiente dieser Feste erlebten die Reiter beim Ritt durch den Torbogen einen weiteren Gänsehautmoment als die Bläser für uns „Prière“ (das Gebet) anstimmten. „Der besondere Klang der Hörner unter den dicken Mauern des Tores macht es auch für uns zu einem ganz besonderen musikalischem Erlebnis - das haben wir nicht nur für Euch geblasen, sondern auch für uns!“ so augenzwinkernd Klaus Martin Zoll.

Nicht müde ob der musikalischen Begleitung des Tages zauberten die Bläser zwei weitere ganz besondere Momente – während sich die Hunde beim Curée über ihren Pansen freuten und die Brüche samt Jagdknöpfen verteilt wurden, stimmten die Trompes das Stück „Les pleurs du cerf“ (die Tränen des Hirsches) an. Ein Bläser inmitten der Hundemeute, zwei weitere antworteten etwas abseits – dies lies sogar den ein oder anderen Hartgesottenen eine erahnende Freudenträne wegdrücken.

 

Als Dank an die Arbeit der Pikeure der Frankenmeute spielten die Tompes Franconiennes, bevor die Reiter sich mit ihren Pferden in Richtung Hängerplatz aufmachten, die „Hommages aux piqueux“ – und genau diese Augenblicke, in dem alle Innehalten und den Klängen der Hörner lauschen, machen so einen besonderen und festlichen Tag aus!

Zum Abschluss der Feierlichkeiten erwarteten die Teilnehmer in der stimmungsvoll eingedeckten Stuben des Burgwirts kulinarische Köstlichkeiten in einem 3 Gänge Menü! Wahrlich ein Genuss für die Gaumen!

Ein herzliches Dankeschön geht an den Oberbürgermeister Jürgen Schröppel für die unkomplizierte und offene Art und das Möglich machen dieser besonderen Veranstaltung auf der Hohenzollernfeste Wülzburg!

 

Vielen Dank auch an alle, die zum Gelingen dieses Tages beigetragen haben!

 

 

Text: Christine Wägelein

Fotos: Stefanie Empter und Doris Frank-Schneider

Video: Franz Rettenmeier