Sudermühlen - Die Equipage bei den Nordlichtern

 

Kein Schnee, keine Berge – aber Stimmung in der Mühle wie beim Hüttenzauber auf der Piste. „Das ist ja hier wie beim Skilaufen“, fand ein Gast, der es offenbar wissen musste, aber nur noch verblüfft beobachten konnte, wie am Samstag nach der „Waiting for Santa“-Schleppjagd hinter den Hamburger Foxhounds die Reiter jeden adrenalingepuschten Pistenrowdy auf der Tanzfläche plattgemacht hätten – trotz Ausrüstungsnachteil, denn Reit- stehen Skistiefeln an Härte nach, sind aber zum Tanzen doch noch einen Tacken besser geeignet.

 

Die fünfte Nikolaus-Jagd in der Lüneburger Heide hat endgültig den Durchbruch auf die Top-Liste im deutschen Schleppjagdkalender gebracht. Gut 70 Reiter – darunter Piköre aus acht verschiedenen Meuten  - nutzen die Gelegenheit zu einem Meet, das weder an Sportlich- noch an Geselligkeit zu wünschen übrig ließ. Man muss ihn nicht mögen, aber „Hot Heidegeist“ zum Auftakt im Innenhof des Hotels Sudermühlen lockerte auf – als ob das nötig gewesen wäre bei nahezu vorfrühlingshaften Temperaturen von gut 10 Grad. Da hat der Nikolaus in der Heide schon andere Bedingungen vorgefunden.

Master Jens Möllering und Huntsman Heiko Lindner hatten 18,5 Koppeln Foxhounds mitgebracht und legten an für vier Schleppen mit noch 15 statt wie geplant 20, aber wie gewohnt perfekt gestopften Hindernissen, die die Pferde nahezu magnetisch anziehen. Der Boden war stellenweise tief, aber wie immer in Sudermühlen „mit Grip“. Ausgerutscht ist keiner, abgestiegen aber trotzdem, und sei es nur um die Hufe eines hallenverwöhnten Pferdes vor Beschmutzung zu schützen. So vermutet wenigstens der Nikolaus die Unfall-Ursache.

 

Vier Schleppen – klingt nach Feierabend-Spaziergang, aber ein Zugereister aus dem Süden mochte es nicht glauben, dass die letzte Schleppe am Scheitelpunkt des Kreises um Sudermühlen begann. „Das geht doch wohl jetzt nicht von hier aus in einem Rutsch nach Hause??“ Sorry, das tut es wohl, Jungchen. Schnall Dich an für die nächsten Kilometer… Liebevoll vorbereitet bis ins kleinste Detail – so sieht Gastfreundschaft aus, und Anette Eichenauer und Gerhard Bosselmann hatten es an nichts fehlen lassen. Was die Hoteliersfamilie Rabeler nicht sowieso im Programm hat – einschließlich Verkehrsregelung durch den Chef Carlo himself -  das fügten die beiden noch hinzu. „Designer“-Brüche“, handgebunden, und der obligatorische Nikolausstollen aus der eigenen Backstube - angesichts der großen Anzahl wohl nicht handgeknetet - belohnten die bunte Gruppe der Reiter aus der das grüne Tenue der Franken-Equipage besonders hervorstach. In großer Besetzung waren die „Feierbiester“ aus dem Süden anreist, und sie rollten das Geschehen nicht erst auf der Tanzfläche auf. Springen gleichauf mit dem Bundestrainer – das beflüüüüügelt. Mittendrin die „großen Namen“ aus Salzhausen und „umzu“, und echtes internationales Flair – nicht nur aus Bayern - verbreiteten Mitreiter aus Dänemark. Und die „Fermate“ blies dazu.

 

Als ob das Reiten nur ein Auftakt gewesen wäre… Es war noch lange vor der „Kinderstunde“ im Fernsehen, da ging es schon hoch her, und selbst Gerhard „Santa“ Bosselmann konnte die angekündigte Mitternachtsstunde für seinen Auftritt als Schließender nicht abwarten bis er die Rute schwang und aus dem goldenen und dem schwarzen Buch vorlas.  Was drin stand, soll nicht an Außenstehende verraten werden, aber es wurden reichlich Geschenke verteilt – an die Guten und auch an die Bösen. Rosa Handschuhe für eine Prinzessin aus dem Süden, die Feenstaub verbreitete (und mitternächtens, wie man hörte, Eier briet – auch mit Handschuhen?) war nur eine der sinnfälligen Gaben, die aus dem großen Sack hervorgeholt wurden. Jedenfalls hat der Master Möllering hoffentlich nicht daneben gelegen mit seiner Vermutung, dass in 2016 wieder auf Santa in der Heide gewartet wird. Gut 70 Reiter aus dem ganzen Land sind ein deutliches Votum.

 

Petra Schlemm