Jagdreiterlehrgang     LLZ Ansbach

Vom 26. August bis 28.August fand der mittlerweile schon legendäre Jagdreiterlehrgang am LLZ Ansbach statt. Bereits seit zehn Jahren bietet das Reiterzentrum in Kooperation mit der Frankenmeute den Jagdreiterlehrgang in ihrem vielseitigen Kurskonzept an. Das Landesleistungszentrum ist eine zentrale Anlaufstelle für alle Themen rund um die Ausbildung von Pferd und Reiter. Dazu gehören neben den klassischen Bereich der Reiterei, wie Dressur, Springen, Geländereiten ebenso die Working Equitation und auch das hippotherapeutische Reiten. Dieses wahrlich vielseitige und qualitativ hochwertige Kursprogramm wird jedes Jahr durch das Reiterzentrum ausgearbeitet und angeboten. Allen voran Klaus Eikermann, der das Landesleistungszentrum in den letzten zehn Jahren sehr erfolgreich positioniert hat und somit auch den Jagdreiterlehrgang entscheidend geprägt hat.

Dieser besondere Lehrgang, der sich zu den gängigen Geländelehrgängen unterscheidet, hat sich auch in den letzten Jahren zu einer wahren Perle entwickelt. Der Jagdreiterlehrgang gehört neben anderen Kursangeboten, zu den am schnellst ausgebuchtesten Lehrgängen und das freut uns natürlich sehr.

 

Die Inhalte dieses Lehrgangs varieren von Jahr zu Jahr leicht. In den letzten Jahren wurde vermehrt Gewicht auf das sichere Überwinden von Sprüngen im Gelände gelegt, immer jedoch unter dem Gesichtspunkt der speziellen Situation im Jagdfeld. 

Der eine oder die andere mag sich nun fragen, was denn die spezielle Situation beim Jagdreiten sei. Darauf möchten wir hier kurz eingehen. Um die Unterschiede kennenzulernen ist es schöner die Gemeinsamkeiten dieses, dem Geländeritt der Vielseitigkeit artverwandten Reitsports aufzuzeigen.

Dazu gehören…

… sicheres, kontrolliertes galoppieren im Gelände.

… das Interpretieren des Geläufs und damit auch schnell, die richtig zu treffende Entscheidung des Reiters.

… die Linienführung der Galoppstrecke vorrausschauend beobachten und situationsbedingt, das richtige Tempo, Hilfengebung und somit eine feine Kommunikation mit dem Partner Pferd zu ermöglichen.

… Zum Richtigen Zeitpunkt die richtige Vorbereitung.

… Wahl des Point of view

… sicheres Anreiten von Sprünge.

… technische Sprünge erfordern noch mehr Aufmerksamkeit.

 

 

Die Liste der Gemeinsamkeiten könnte noch viel detaillierter weitergeführt. Dennoch gibt es auch gravierende Unterschiede zum Geländeritt der Vielseitigkeit.

… es wird in der Gruppe geritten.

… die Strecke wird vorher nicht besichtigt.

… das Geläuf muss ad hoc interpretiert werden.

… während des Anreitens werden die Sprünge durch den Anreitenden interpretiert, angeritten, gesprungen und dabei noch das Anreiten des Vordermanns/frau in die Anreitphase mitberücksichtigt.

 

 

Bereits aus diesen wenigen Punkten der Gemeinsamkeiten und der Unterschiede- und die Liste beider Felder könnten verfeinert endlos weitergeführt werden- zeigt deutlich auf, was die Besonderheit, dieses einzigartigen Sports, dem Jagdreiten ist. Im Gegensatz zum Vielseitigkeitsreiten, wie wir sie auf dem Turnier erleben, würde man in diesem Fall von einer Individualsportart sprechen. Das Jagdreiten dagegen ist ein Mannschaftssport. Zum einen natürlich in beiden Fällen die Mannschaft Pferde- Reiter jedoch und das ist wieder der große Unterschied. Die Teilnehmer im Jagdfeld bilden zusammen eine große Mannschaft. Je besser nun diese Mannschaft zusammenspielt umso besser können die Individualisten (einzelne Pferd-Reiter) ihren Plan, so denn ein imaginärer Plan, vorliegt umsetzen. 

Das bedeutet nun, dass jedem einzelnen Reiter/Reiterin im Jagdfeld ein hohes Maß an Verantwortung, Entschlusskraft und auch Teamfähigkeit zukommt. Nun mag der ein oder die andere sagen, „ja Moment ich springe ja bei der Jagd nicht, also betrifft mich das nun weitaus weniger“.

Weit gefehlt, erinnern wir uns an die einenden und trennenden Punkte des Reitens im Gelände, so wird uns schnell klar, dass selbst das hinab reiten eines kleinen Walls/ Böschung mit einer am Fuß angekommen z.B. Rechtswendung, deutlich mehr an Vorbereitung erfordert als es oftmals getan wird. So ist das hinab reiten dieser kleinen Böschung  ebenfalls ein „Hindernis“ das überlegtes Reiten zwingend erfordert. Wer einfach nur selbstbewusst bremst, so dass die nachfolgenden Reiter/Reiterinnen einer nach der anderen aufreitet, weil auch hier die Idee, des rechtzeitigen Einleitung einer verlangsamenden Hilfe vom Reiter für das Pferd zu spät angelegt war, liegt einfach falsch.

 

All diese Themen hat in diesem Jahr Lehrgangsleiter Klaus Eikermann in seine Unterrichtseinheiten einfließen lassen. Eikermann baute unterschiedliche „natürliche Geländehindernisse“ wie eben wechselndes Geläuf sehr geschickt in die Unterrichtserteilung ein. Jeder der Kursteilnehmer musste während der verschiedenen Unterrichtseinheiten „seine Gruppe“ sicher und in schnellem Galopp durch die gestellten Aufgaben lotsen. Richtig Entscheiden, Vorbereiten, Durchführen- dabei immer mit der Verantwortung für die Gruppe! 

Falls sie nun denken, das sei nicht so schwer, dann probieren sie es mal zu Hause aus! Denn hier wird nun schnell klar! Der Mensch denkt, das Pferd denkt ebenfalls!

 

Auch im Rahmen der drei Kurseinheiten war schön zu sehen, wie sich die Durchlässigkeit der Pferd-Reiter- Paare verbesserte. Toll! Und aber auch, in welch hohem Maße anstrengend, diese Art des Reitens für die Reiter und Reiterinnen ist. Denn diese Art des Reitens „GGV“ (Gelände, Gruppe, Verantwortung) erfordert ein sehr hohes Maß an Konzentration. 

Dieses sollte sich jedoch für alle Kurteilnehmer am Sonntag mit der traditionell stattfindenden Schleppjagd auszeichnen. Entgegen der vorangegangen Jahre ritten in diesem Jahr alle Kursteilnehmer die Schleppjagd mit den Beagles der Frankenmeute. 

Text: FM

Bilder: Doris Frank-Schneider