Hubertusschleppjagd auf der Hohenzollernfeste Wülzburg

 

 

 

„Einer unglücklichen-glücklichen Fügung vor ein paar Jahren dürfen wir danken für dieses wunderschöne Event im atemberaubendem Ambiente der Feste Wülzburg. Uns wurde kurzfristig ein Jagdtermin abgesagt, also haben wir die Ärmel hochgekrempelt und selbst eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die sich fest in unseren Planungen verankert hat – nimm das was kommt und mach das Beste draus!“ stimmte der Präsident der Frankenmeute Dr. Armin Kirchdorfer die Anwesenden auf den Tag ein.


Am 03. November gedenken traditionell, nicht nur Jägerinnen und Jäger, alljährlich des heiligen Hubertus. Der heilige Hubertus von Lüttich galt als Wohltäter und Schutzpatron der Jäger. Diesen Status erhielt er auf Grund der Legende, wonach Hubertus an einem Karfreitag auf der Jagd durch einen weißen Hirsch mit einem Kruzifix zwischen den Geweihstangen bekehrt wurde und danach sich der Jagd abschwor. Er dient seit jeher als Vorbild waidgerechter Jagd. 


Die „Achtung vor dem Geschöpf“ ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Der Respekt vor unseren Hunden, den Pferden, unseren Mitmenschen und der Natur! - All das verbindet uns Jagdreiter bei der Ausübung unseres Sportes, Erhaltung der Traditionen und Brauchtümer und macht so die Faszination des modernen Jagdreitens hinter einer Hundemeute, die einer künstlichen Fährte oder wie bei uns der Frankenmeute, dem Trittsiegel folgen, spürbar!

Diesen weit gespannten Bogen zwischen dem Jagdreiten, dem Respekt und der Achtung voreinander und dem Gedenktag der Heiligen - so der evangelische Name des Festes, das am heutigen 1. November gefeiert wird und in der römisch-katholischen Kirche den Namen Allerheiligen trägt - und der Passion, das „Brennen“ jedes einzelnen für seine Sache konnte Pfarrer Alexander Reichelt in seiner kurzweiligen Predigt der Hubertusmesse hervorragend auf einen Nenner bringen. 

In den Bögen der Burgmauer der Feste zelebrierten die Bläser der Trompes Franconiennes mit ihren Trompes de chasse stimmungsvoll diese Hubertusmesse, die Hörnerklänge die durch den Burghof schallten verursachten bei den aufmerksam Lauschenden Gänsehautmomente. Der Beginn eines herrlich zu werdenden Jagdtages!

Das Frühstücksbuffet wurde von unserer Houndslady Birgit Hoepffner liebevoll vorbereitet und aufs Köstlichste arrangiert. Da konnte keiner die Finger davon lassen! „Ein ganzer Tag Arbeit steckt da drin, aber einmal im Jahr kann man das schonmal machen und es macht ja auch Spaß“ kommentiert unsere Birgit die ausgesprochene Bewunderung der Teilnehmer in ihrer gewohnt trockenen fränkischen Art. 

Der Ritt zu Pferd, zur Begrüßung in den weitläufigen Burginnenhof, über den Burggraben und durch den imposanten Doppel-Torbogen mit seiner fantastischen Akustik - ein einmaliges Erlebnis! Bereits wartend auf die Beaglemeute, geführt von Master Uwe Hochbrückner und seiner Equipage, ließen die Jagdreiter die quirligen Hunde, beim Eintreffen, mit einem dreifachen Horrido hochleben. Bevor es für die Jagdgesellschaft auf die Strecke ging ertönten die Trompes der Bläser, zur Freude unserer Masters, mit den Worten „Spielt doch noch ein Stück“ ließ er die leichte in der Luft liegende freudige Anspannung einen Moment lang weiterziehen.

Die Strecke führte die Jagdgesellschaft an den westlichen Rand der fränkischen Jurahochfläche, umgeben von Wäldern, Steinbrüchen, ausgedehnten Feld- und Wiesenflächen und langgezogenen Berghängen bei bestem, griffigen Geläuf über Kalk- und Lehmboden.

 

Reiter und Pferde konnten sich auf dem Weg zur ersten Schleppe ordentlich im Schritt aufwärmen, Master und Equipage waren höchst aufmerksam und konzentriert – eine kleine Schafherde forderte ausnahmslose Disziplin der gehorsamen Beagles.

Im Galopp auf der ersten Schleppe durch den prächtig, herbstlich geschmückten Buchenwald. Bunt in orange, gelb und braun von Blättern geschmücktem Waldweg, dem Geläut der Hunde hinterher eingerahmt durch die Signale der Bläser, die bestens im Wald positioniert waren um den Reitern für alle Sinne einen unglaublich schönen Moment zu bescheren.

Bei besten Wetterverhältnissen, der Boden leicht feucht vom Nebel bedeckt aber die Sonne durch die sich lichtende Wolkendecke spitzend, waren die gut konditionierten, eifrigen Beagles so schnell auf der Spur das die beiden Schleppenleger Dr. Armin Kirchdorfer und Andrea Walther gutes Tempo vorlegen mussten. Master und Equipage waren gefragt, die flinken Spürnasen lang genug von der Schleppe abzuhalten um den beiden voraus reitenden genügend Vorsprung zu verschaffen um sich dann von der Schnelligkeit mitziehen zu lassen. 

Ein Genuss für das Jagdfeld diese Arbeit des Anlegens der Meute auf die Schleppe zuerst zu beobachten um dann im fleißigen Galopp immer dem Geläut der Hunde hinterher, über langgezogene Wiesenwege, entlang von Waldrändern und durch weite Wiesentäler schlängelnd, bergauf und auch bergab zu folgen. Die jagdlichen Hindernisse wunderbar in die Landschaft eingebettet und herrlich zu springend und dabei aufmerksam bei Engstellen und Spitzkehren zu bleiben. Immer wieder ertönten die Signale der Trompes, aus der Ferne über die Ebenen hallend um dann als Echo wieder zurückgeschlagen zu werden und dann ganz nah erscheinen.

Getragen von dieser berauschenden Atmosphäre machte sich die Jagdgesellschaft auf die letzten Schleppen, die als „Rückschleppen“ geritten wurden. Eine Aufgabe für die feinen Nasen der Beagles, von den vielen bereits vorhanden Spuren das frischeste Trittsiegel herauszufiltern! 

Die Beagles der Frankenmeute jagen auf das Trittsiegel. Dabei wird keine künstliche Duftnote verwendet, sondern die eifrigen Hunde erschnüffeln die Spur der beiden vorausgerittenen Schleppenlegerpferde nur durch die von den Hufen verursachten Bodenverletzungen und der herabfallenden Schweiß- und Haarpartikel. Eine herausragende Leistung die unsere Hunde da erbringen!

Zurück auf der Wülzburg in Richtung des Innenhofes überwältigte nicht nur das Ambiente der Feste die Reiter beim Durchritt durch den Torbogen, die Bläser der Trompes Franconiennes unterstrichen diesen fantastischen Moment mit der besonderen Akustik ihres Hörnerklangs – ein einmaliges ganz besonderes Erlebnis!

Nach dem Curée, dem Dank an die Hunde, in Form eines Rinderpansens und der Bruchübergabe – dankten die Trompes mit dem Stück „Hommage aux piqueux“ den Pikeuren der Frankenmeute für ihre Arbeit und das Gefühl für die Hunde! Dabei überkamen dem ein oder anderen Pikeur, beim Anblick der, auf der Suche nach letzten Resten, freudig umherwuselnden Hunden wohlig warme Emotionen und das Bewusstsein, wofür sich der große Aufwand der vielen Trainings im Frühjahr und Sommer gelohnt hat!

Zum Abschluss eines rundherum gelungen Gedenkens des Hubertustages erwarteten die Teilnehmer in der stimmungsvoll eingedeckten Stuben des Burgwirts ein köstliches 3 Gänge Menü!

 

Vielen Dank den vielen, vielen fleißigen Helfern (auf dem Bild das Sprüngebauteam) diesen Tag so besonders zu machen!

Text: FM

Bilder: Doris Frank-Schneider, Ulli Zoll, Jonas Kirchdorfer

Video: Uschi Rudolf