60.Geburtstag von Rainer Herbst

Untersteinbach- Hätte man ein Regiebuch für diesen Tag geschrieben, so hätte es perfekter gar nicht sein können. Ambiente, Strecke, Regen-Boden-Verhältnis, Emotionen und ein Runder Geburtstag der besonderen Klasse. Aber erst mal alles der Reihe nach. Am 11.09.1961 erblickte ein besonderer Pferdemann das Licht der Welt. Den es schließlich als jungen Gestütswärter mit Hengsten des Haupt- und Landgestüts Schwaiganger auf die Deckstation nach Ellingen im schönen Mittelfranken gezogen hat. Dort ist der dann, wie sagt man so schön, Hängen geblieben. Und das war für die Pferdewelt im Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen und weit darüber hinaus ein wahrer Segen. Ein Pferdemann sonders gleichen, mit sehr viel Sinn und Verstand für Zucht, Aufzucht, das Pferd im Allgemeinen und den Pferdesport. Ein Mann, der nicht nur sprechen, sondern auch zupacken kann und es bis heute sooft tat und auch immer und immer wieder tut. Rainer Herbst! Heute würde man sagen er ist das, was man einen Hippologen nennt. Er kennt sich mit alten Zuchtlinien aus, weiß Charakteristikas aus den verschiedensten Hengstlinien und er weiß damit umzugehen.

Er gehört nicht zu den Menschen, die sich in den Vordergrund drängen, sich Wichtig machen und wenig mit Taten überzeugen. Rainer ist seit vielen Jahren Mitglied des Schleppjagdvereins Frankenmeute. Er ist immer Ansprechpartner, immer da, immer Hilfsbereit, immer pragmatisch, niemals exaltiert und einfach eine große Stütze für unseren Schleppjagdverein. So Präsident Armin Kirchdorfer in seiner Laudatio auf den Jubilar. Egal wo Hilfe gebraucht wird, ob zum Schleppe legen, als Pikör an den Hunden, als Feldführung Rainer Herbst ist einfach eine Bank. Und, so ergänzte Eva Grashney, auch im Jagdfeld ist er für manchen Neuling Situationsretter, Pferdeeinfänger, Prellbock oder er ist einfach nur da – und das ist einfach GUT so!

Somit ist es natürlich wenig überraschend gewesen, dass er bereits 2018 zum Ehrenpikör der Frankenmeute ernannt wurde.

 

So lud nun Rainer Herbst am Samstag zu seinem 60. Geburtstag auf den Fischerhof in Untersteinbach alle seine engsten Freunde ein, um diesen besonderen Tag mit dem zu Verbringen, was er am liebsten tut- das Schleppjagdreiten! Beinahe wäre es ihm nicht möglich gewesen, diesen Tag im Sattel zu verbringen, da sich sein Paradepferd „Gala“ in den Tagen vor der Jagd eine leichte Verletzung zugezogen hatte. Ein Leihpferd war ihm aber extra aus Oberschwaben durch Familie Hertkorn zur Verfügung gestellt worden. (Vielen Dank!) 

Neben den vielen Gästen – wenngleich Rainer gerne noch mit viel mehr Gästen gefeiert hätte- waren auch die Bläser der Trompes Franconiennes angereist. Und auch hier war es alles andere als verwunderlich, dass bereits am frühen Morgen die „Ehrenfanfare“ für den Jubilar erklang. Und es schwang wahrlich ein besonderer Moment der Emotionen mit. Denn der sonst so charakteristisch fränkisch,schlagfertige Benno hat wohl eine der kürzesten und emotionalsten Geburtstagsladatios in der Vereinsgeschichte gehalten, bei der aber wohl bei keinem der Anwesenden ein Auge trocken blieb. Auf dem Weg zum Hängerparkplatz wurde so manche Träne gewischt und Nase geschnäuzt, so wird es erzählt.

Bevor es auf die erste der zwölf Schleppen ging, ließ es sich Master Uwe Hochbrückner nicht nehmen mit seinen Hunden den Jubilar noch einmal Hochleben zu lassen. Abgeritten wurde auf der großen Koppel von Familie Fischer. Die Zaungäste, im wahrsten Sinne des Wortes, konnten hier noch einmal die gesamte Geburtstagsgesellschaft in Augenschein nehmen, bevor sie auf die erste Schleppe im Wald zwischen Untersteinbach und Wernsbach verschwand.  

Auch hier war die Feder von Rainer Herbst und Benno Fischer deutlich zu erkennen. Bereits auf dem ersten Run hieß es auf perfekten Geläuf – REITEN! Der Regen in der Nacht hatte den Waldsandboden für Hunde und Pferde zum perfekten Geläuf gemacht. Für Master, Piköre und die Jagdgesellschaft hieß es nun vorwärts, jede Wendung im Handgalopp, viele fliegende Wechsel, das äußere Bein führt, das innere Bein treibt durch, die Kurven sind des Reiters Freund, Kiefernbäume beidseits der trasierten Galoppbahn, Aufpassen auf Kopf und Knie, links, links, rechts, links und schon war die Orientierung dahin. Immer an den Hunden bleiben, sonst sind wir verloren! Bereits nach dem ersten Run schnellte der Adrenalinspiegel nach oben. Und am Schleppenende sitz da ein kleiner älterer Mann auf seinem dunklen Wallach, lächelt und sagt : „Na … ist es genehm?“ Mehr als das. Für Pferde und Hunde war es phantastisch! In den folgenden Runs kamen dann noch Sprünge dazu.  

Wunderbar in die Reitrichtung eingebaut, neben vielen neuen Sprüngen auch alte knorige, teilweise von Moos bewachsenen dicke Baustämme, für Pferd und Reiter toll zu erkennen und als Aufgabe zu überwinden. So nah am „echten“ Jagdreiten kann man nur in der „Unterseinbacher Heide“ sein. Heidelandschaft zwischen den typischen Kiefernwäldern, große Farne und jede Schleppe war durch die beiden Herren perfekt gepflegt. Kurz vor dem Stopp das Augenschmankerl : Im Galopp durch einen alten von der Natur zurück eroberten Steinbruch! Herrrrrlich!!!! Und dazwischen immer aus der Ferne des Waldes, Hörnerklang!

 

Wäre man es nicht geritten und wäre man nicht dabei gewesen, würde man denken, was für romantisiertes Geschreibe! Aber es war wirklich so, wie es geschrieben wird!

Nach einem kurzen Stopp mitten im Wald, an einer steilen Sandsteinfelswand hieß es, dass es nun noch fünf Schleppen seien. Kennen sie das Gefühl, dass man „Eins, Zwei, Drei, ich bin raus...“zählt! Die Stimmung in der Equipage, den Hunden und dem Jagdfeld war hervorragend und es wurde in den Schrittphasen- wenn sie auch nicht so lange waren- viel Gelacht und die Freude war einfach allgegenwärtig spürbar!

 

 

Kurz vor der letzten Schleppe war er dann da, dieser eine Gänsehaut-Jagdmoment: Die Hunde wurden vom Master und seiner Equipage in einem Waldbach getränkt, die Schleppenleger waren schon weg, das Jagdfeld wartend, dampfende Pferde und in der Ferne spielen die Trompes! Magic Moment! Mit diesem Gefühl ging es mit einem „Gute Jagd“ auf die letzte Schleppe !Angekommen zur Curée auf der großen Koppel von Familie Fischer wurde zu Ehren der Hunde und Pferde abgestiegen. Selbst Uwe Hochbrückner, bekannt für seine unterfränkische, zurückhaltende Art, dankte Rainer und Benno für einen „genialen Jagdtag“! Noch einmal wurde es andächtig als die Trompes franconiennes zwischen den Hunden stehend „Les pleurs du cerf“ spielten.  

 

Natürlich können solche Momente nicht durch einzelne Personen bewerkstelligt werden. Dazu gehören meistens Freunde und Familie. Im Fall von Benno Fischer, seiner Frau Gabi und die vielen im Hintergrund ist für Rainer Herbst Freunde und Familie wahrscheinlich dasselbe. Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag auch nochmal an dieser Stelle!