Die Parforce-Jagd

 

Die Ursprünge der Schleppjagd liegen in den Parforce-Jagden der letzten Jahrhunderte, bei denen das Wild bis zur vollkommenen Erschöpfung gehetzt wurde.

Diese Art der Jagd auf lebendes Wild ist heute verpönt.

 

Seit der Mensch Hund und Pferd domestiziert hat, nutzt er deren Fähigkeiten zur Jagd. Das Aufspüren und Verfolgen eines Wildtieres versprach mehr Erfolg, wenn man sich einer Hundemeute und eines Jagdpferdes bediente.

Daraus entwickelte sich die Parforce-Jagd. Im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert wurde sie zu einer reinen Vergnügungsveranstaltung des Adels und des Klerus. Vornehmlich in Frankreich und England galt die Jagd auf Wildschwein, Hirsch oder Fuchs als ein aufwendiger und kurzweiliger Zeitvertreib, bei dem der ursprüngliche Sinn der Jagd, die Nahrungsbeschaffung, gänzlich in den Hintergrund trat.

Wer etwas auf sich hielt, und wer seinen Standesgenossen imponieren wollte, veranstaltete eine pompöse Parforce-Jagd. Da dies eine beträchtliche Zahl an Teilnehmern anzog, gab es bald wenig Wild zu jagen. Die Wildbestände schrumpften trotz erheblicher Bemühungen um eine dauerhafte Nachzucht rasant.

Zunächst grenzte der Jagdherr das Jagdgelände ein, indem er Zäune und Mauern errichten liess. So sollte das Wild nur noch in einem überschaubaren Raum gehalten werden. Wege und Relaisstationen für Pferdewechsel und den Austausch der Hundemeuten ergaben eine Spielwiese für die Jagenden. Häuser oder Schlösschen innerhalb des eingezäunten Jagdgebiets dienten der Rast für die Jagdteilnehmer und der sie begleitenden nichtjagenden Gesellschaft. Grosszügige Essenstafeln und üppiger  Getränkeausschank hielten die Jagdgesellschaft bei Laune. Wege und Alleen verbanden die Bauwerke mit dem Schloss, das Ausgang und Endpunkt der Jagd war. Im Jagdschloss gab der Jagdherr am Abend ein prächtiges Fest, um den Jagdtag gebührend zu beschliessen.

Da es aus oben genannten Gründen oft an jagdbarem Wild mangelte, karrte der Jagdaufseher aus weiter entfernten, wildreicheren Gegenden das Wild heran. In Kasten- oder Gitterwagen kam das verstörte Wild in eine ihm vollkommen fremde Umgebung, wo es leicht durch die Hunde aufgestöbert und gestellt werden konnte. Der Jagdherr oder einer seiner Gäste erlegte das abgekämpfte Wildtier.

Die Parforce-Jagden waren eine sehr kostspielige Angelegenheit und ruinierten viele Adelige. In England und Frankreich gestalteten die Landbesitzer ganze Landstriche um, um ein geeignetes Jagdgebiet zu erhalten. In Deutschland gelang dies nur einzelnen Adeligen, z.B. in Bonn-Röttgen, Ludwigslust oder Moritzburg.

Die Parforce-Jagd auf lebendes Wild ist in Deutschland seit 1934 verboten. Seit dem neunzehnten Jahrhundert entwickelte sich die Schleppjagd in ihrer heutigen Form.

 

Das Bild oben zeigt einen nachgestellten derartigen Transport eines Wildschweins mit den Helfern des Jagdaufsehers sowie der Frankenmeute im Vordergrund.

Aufgenommen bei der Hengstparade 2014 in Schloss Moritzburg bei Dresden.