XXXI.Große Märkische Schleppjagd

Pichersee/Spreewald- Am 31. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands lud der Brandenburger Hunting Club zum 31. mal seine Mitglieder und begeisterte Jagdreiter aus Nah und Fern zur Großen Märkischen Schleppjagd auf Gestüt Pichersee. Bereits zum fünften mal machte sich die Equipage der Frankenmeute mit Hunden und Pferden am Vortag des „Tags der Deutschen Einheit“ auf die Reise nach Brandenburg.

 

Das Gestüt Pichersee ist ein herrlich, versteckt im Biosphärenreservat Spreewald gelegenes Kleinod, eine Autofahrtstunde südöstlich von Berlin entfernt. Die Anreise führt für die Frankenmeute über die A4 und die A13 vorbei an Leipzig, Gotha, Chemnitz, um schließlich bei Dresden nach Norden abzubiegen, stets Richtung Berlin fahrend. Ungläubig staunt man ob der zu fahrenden Kilometer und dennoch keinem der Piköre macht die Fahrtstrecke etwas aus- denn alle wissen was einen am Ziel erwartet.  

Während unserer Anreise stand die Equipage über Sprachnachricht in regem, wie immer sehr ausgelassenen und freudigen Kontakt. Irgendwann wurde die Frage gestellt, warum wir uns alle so sehr auf diese Jagd freuen. Aber keiner konnte es wirklich in Worte fassen, warum diese Jagd für jeden einzelnen von uns so besonders ist. Dazu muss gesagt werden, dass jede Jagd im Jagdkalender ihre ganz eigene Note für jeden Jagdreiter hat. Für den einen ist es die Streckenführung, für den anderen die Sprünge wieder für einen anderen spezielle, persönliche Jagdmomente- Magic Moments.

 

Die Märkische Schleppjagd auf Gestüt Pichersee glänzt hier ähnlich wie die Seen rund um das Gestüt auf eine ganz eigene besondere Art. Ruhig, gar unscheinbar und mit dem Wissen sehr besonders zu sein.  

Federführend für diese Stimmung sind all die lieben Menschen auf Gestüt Pichersee. Allen voran Andreas und Nicole Hoffmann, Uli Bröcker und all die anderen Gestüter. Eigentlich müsste man alle mit Namen erwähnen, denn sie alle zusammen verstehen es aufs vortrefflichste jeden einzelnen in einer herzlichen und freundschaftlichen Art zu Empfangen- und damit sind sowohl unsere treuen vierbeinigen Freunde, Hunde wie Pferde als auch sämtliche Zweibeiner mit inbegriffen. Ob Boxen für Pferde und Hunde, alles war für unsere Ankunft vorbereitet und so konnten wir noch am Samstag Abend mit anderen angereisten Jagdgästen einen herrlichen kleinen Ausritt, vorbei an der Trakehner- und der Stutenweide zum Vielseitigkeitstrainingsplatz des Gestüts machen. Offene Gräben, natürliche Hecken, ein Coffin...  Natürlich konnten wir nicht vom Platz reiten ohne nicht doch den einen oder anderen Sprung angeritten zu haben.

 

Am Abend wurde dann bei Linseneintopf und offenem Feuer ungezwungen, immer mit Blick auf den nächtlich, ruhig gelegenen Pichersee, auf der Terasse von Fam. Hoffmann zusammengesessen.  

Die Equipage war im alten Bruthaus, dem Gästehaus des Gestüts untergebracht. Am Frühen Sonntag morgen, als auf dem Gestüt noch alles sehr ruhig war, über den morgendlichen See zogen die letzten Nebelschwaden der Nacht und Wildenten schwammen kaum merklich am Schilf entlang, nutzten wir mit den Hunden die große Reithalle und ließen die Jungs und Mädls springen. Nach der langen Anreise vom Vortag tat dies den Hunden sehr gut.  

Am späten Vormittag wurde schließlich, durch die Brandenburger Jagdhornbläser zum Stelldichein gespielt. Begrüßt wurden die Jagdherren Dr. Carl-Stephan Schweer und Christian von Hammerstein in diesem Jahr leider sur pied, Gäste und Meute durch Ulrich Schroeder, den Präsidenten des Brandenburger Hunting Clubs. Sogleich ging es auf die erste von zwölf Schleppen. Gestartet wurde auf dem Turniergeländeplatz des Gestüts, auf dem noch wenige Wochen zuvor die Landesmeisterschaften der Vielseitigkeit geritten wurde.  

Bereits auf der ersten Schleppe zeigten die Frankenbeagles, dass sie ausgeschlafen waren- schnell waren sie und das Tempo hielten sie bis zur letzten Schleppe durch. Immer wieder verblüffend, wie schnell diese Hunde das Trittsiegel, welches durch die hervorragenden Schleppenleger Marlene und Moritz Bröcker und Herma Leitermayer „verursacht“ wurde, lesen können. Dabei nehmen die Hunde mit ihren feinen Nasen lediglich die frische Bodenverletzung und den Eigengeruch der schleppelegenden Pferde war. Obwohl es in den Tagen vor der Jagd geregnet hatte, war der sandige Waldboden rund um Gestüt Pichersee doch eher trocken- eine beachtliche Leistung der fleißigen Beaglenasen.

 

Für Pferd und Reiter bot sich herrlichstes, federndes Geläuf. Die Streckenführung trug wieder die Handschrift von Andreas Hoffmann und auch in diesem Jahr stellte er den Hunden hervorragende Aufgaben. Die Besonderheit an Waldjagden liegt darin für Hunde und auch gleichermaßen für Roß und Reiter das richtige Maß zu finden. Die Hunde sind quirlig und sehr schnell auf den kurzen Wendungen im Wald – Reiter und Pferd sollten aber auch folgen können, ohne dabei überfordert zu werden. Es war phantastisch! Herrliche Bilder boten sich. Immer wieder konnte das Jagdfeld im lichten Kiefernwald die Arbeit der Hunde beobachten. Master Uwe Hochbrückner zeigte mit seinen Pikören situationsabhängig die verschiedenen Formen des Anlegens der Hunde auf die Schleppe.  

Für den einen oder die andere war dies vielleicht sogar eine neue Erfahrung, da natürlich jede Meute ihren eigenen Stil hat ihre Hunde auf den Scent zu bringen. Nach den beiden Panoramaschleppen in der Nähe von Oderin wurde ein kurzer Stop eingelegt und es folgte wohl eine der schönsten Schleppen dieser Jagd- bei den Gestütern heißt dieser Teil des Waldes „Die Labyrinthschleppe“ . Herrlich, federnder Mooswaldboden- glücklich wer auf einem Pferd saß, das schön am Schenkel gehend, einen fliegenden Wechsel nach dem anderen Springen konnte. Spätestens jetzt war die Euphorie sowohl in der Equipage als auch im Jagdfeld auf dem Höhepunkt. Diese Jagd glich einem Feuerwerk, zum Ende hin sollte es fulminant werden- Bergabschleppen, dann wieder der Wechsel ganz nach oben, entlang der Seekante des Pichersees. Herrlich!

 

Nach zwölf wunderbaren Schleppen kam das Jagdfeld wieder auf dem Gestüt an und jedem stand die Freude förmlich ins Gesicht geschrieben. Die Hunde bekamen ihr Curée und auch die beiden Jagdherren waren zur Bruchverteilung voll der Freude über diesen überaus gelungenen Tag. 

 

Wenn alle genau wissen, was zu tun ist - ohne dass viele Worte fallen müssen, alles völlig unaufgeregt vonstatten geht und dadurch dieser Raum für eine besondere höhere Stimmungslage entsteht, die schwierig mit Worten zu beschreiben ist, sie aber bei Reitern und Begleitern am glückseeligen Jagdreitergrinsen zu erkennen ist, dann haben wir alles richtig gemacht, so Andreas Hoffmann.

 

 

 

Ja, ihr habt alles richtig gemacht! Auch die Equipage hatte dieser Geist gepackt und so machten auch wir uns mit eben diesem Gefühl auf die Heimreise. Wahrscheinlich ist genau das das Geheimniss der Schleppjagd auf Gestüt Pichersee- wer weiß!