Bad Saulgau- Am vergangenen Samstag, den 23. Oktober lud nach dreijähriger Pause der Reitverein Bad Saulgau erneut zur Schleppjagd. Bereits zum vierten Mal reiste Uwe Hochbrückner, Master des Schleppjagdvereins Frankenmeute mit seiner Equipage und den Hunden in das oberschwäbische, 45km nördlich des Bodensees gelegene Bad Saulgau.

 

Petrus trug auch in diesem Jahr dazu bei, diesen Tag wahrlich grandios werden zu lassen. mussten die Hunden im heimischen Kennel noch bei kalten, einstelligen Plusgraden und Regen, also wahrlich ungemütlichem Wetter, bei dem man im Idealfall keinen Hund vor die Tür schicken würde, ihren wohligen Kennel verlassen um in den Transporter einzusteigen, so verbesserte sich die Wetterlage mit jedem gefahrenen Kilometer gen Süden. Kaum zu fassen, aber wenn man von „Goldenem Oktober“ sprechen wollte, so musste man es an diesem Tag tun.  

Wie auch schon in den Jahren zuvor, wurde diese Schleppjagd unter der Guide der Jagdherren Kurt und Tobias Wetzel und natürlich der gesamten Familie Wetzel im besonderen gestaltet und geprägt. Und wie auch in den Vorjahren verstanden sie es aufs vortrefflichste viele Menschen des veranstaltenden Reitvereins mit genau dieser Euphorie anzustecken. Es muss an dieser Stelle aber auch erwähnt werden, dass wir im Bezug auf diese Schleppjagd nicht nur von einem Funken, der übergegangen ist sprechen können. Das würde dieser Veranstaltung in keinster Weise gerecht werden. Nein – hier haben Menschen ein wahres Feuer der Begeisterung entfacht.

 

 

Zum Stelldichein füllte sich der großräumige Hof der Familie Wetzel schnell mit vielen Anhängern, unter anderem auch mit Gästen aus der benachbarten Schweiz. Es zeichnete sich ab, dass hier etwas Besonderes im Gange war. Nach einer kurzen Begrüßung auf dem Rendesvouz- Platz ging es sodann hinaus auf die erste, der neun Schleppen. Beim Anblick des großen Jagdfeldes war Jagdherr Kurt Wetzel, der an diesem Tag mit Herma Leitermaier von der Frankenmeute die Schleppe legte überwältigt und sprachlos. Beinahe entstand der Eindruck, dass die Feldführung unter Dr. Armin Bauer, Regina und Manne Keckeisen bereits am Schleppenbeginn angekommen waren als der letzte Reiter den Rendezvous-Platz verlassen hatte.  

Das Wetter in den Vortagen zur Jagd kam den eifrigen Beagles der Frankenmeute sehr entgegen und so ging es mit beeindruckender Geschwindigkeit auf die ersten der neun Schleppen. In gewohnter Manier, wurde natürlich auch hier auf Trittsiegel gejagt. Das heißt, dass die Hunde in atemberaubender Geschwindigkeit die Bodenverletzung der beiden Schleppenlegerpferde mit ihren feinen Nasen aufnehmen und diese bis zum Schleppenende verfolgen. Bereits auf der ersten Schleppen wurde den Jagdreitern die ersten Aufgaben mit den ersten, der insgesamt 28 Sprünge gestellt. Auch in diesem Jahr begeisterten die Sprünge in Bad Saulgau durch ihre immense Vielfältigkeit. Einfache Baustämme, Fasanenschütte, Koppelrick, Trakehnergraben, mit Blumen dekorierte Tische, Bürsten, Trippelbaren ect.

Es galt das vielzitierte Jagdreiteradrenalin zu kontrollieren und immer wieder klug und schnell zu agieren. Herrliche Bilder boten sich sowohl den Jagdreitern als auch den Zuschauern. „Man hat das Gefühl das Jagdfeld hört gar nicht auf und soviele springen!“ So eine begeisterte Zuschauerin am Rande des Geschehens.

 

Gekrönt wurde der Tag durch die Schmalegger Bläser. Fünf Männer auf fünf glänzenden Dunkelbraunen mit ihren B- Hörnern. Immer wieder spielten sie in den Schrittphasen, aber auch an den Schleppenenden und sogar auf der Schleppe hörte man das ein oder andere Jagdsignal im Galopp! Wir ziehen den Hut vor dieser reiterlichen und musikalischen Höchstleistung! Chapeaux!

Zu schnell war der sportliche Teil dieser einzigartigen Jagd zu Ende und bei der Burchverteilung wären Master Uwe Hochbrückner beinahe noch die Jagdknöpfe ausgegangen. „Es war einfach unbeschreiblich dieses Jagdfeld auf den weitläufigen Wiesenflächen rund um Braunenweiler und dazu die Arbeit unserer tollen Hunde beobachten zu dürfen“ , so Uwe Hochbrückner, sichtlich bewegt.  

Nachdem Hunde und Pferde in ihren Ställen für die Nacht untergebracht und versorgt waren, ging es sodann zum zweiten Teil der Jagd über. Dem Jagdabend mit Jagdgericht.

 

Das Jagdgericht wird nur noch sehr selten nach einer Jagd abgehalten. Dabei werden auf humorvolle Art und Weise die schwerwiegensten Vergehen im Jagdfeld zur Anklage gebracht. Natürlich steht auch hier dem Angeklagten ein Verteidiger zur Seite, der versucht das Strafmaß auf ein Minimum zu reduzieren. Ankläger war wie in den letzten Jahren auch der unvergleichliche Dr. Armin Bauer. In gewohnt trockener, respekteinfordernder aber auch humorvollen Art brachte er seine Delinquenten auf die Anklagebank. In diesem Jahr traf es sogar den Master Uwe Hochbrückner. Böse Zungen behaupten, dass er durch seine eigene Equipage an den Pranger gebracht wurde. „Staatsanwalt Dr. Bauer“ missfiel es sehr, dass das Pferd des Masters an zwei Sprüngen den Sprung verweigerte. Auf seine Frage aus welchen Gründen dies denn bei diesen wunderschönen Sprüngen passieren konnte, konnte der Angeklagte mit kläglichen Erklärungsversuchen den Sachverhalt aus Sicht des Staatsanwaltes nur mäßig klären. Untersützend stand ihm nun Pflichtverteidiger Reiner Quadflieg zur Seite und so ereilte ihn durch die Richterin ein sehr mildes Urteil, dahingehend, dass er zum einen weiterhin Reitunterricht nehmen solle und zum anderen, dass er bei der am nächsten, anstehenden Jagd alle Sprünge in gewohnt guter Manier anreiten solle.  

Schließlich wurde noch lange zusammengesessen und gefeiert und ein wahrlich grandioser Tag fand so seinen Ausklang!

 

Text: Frankenmeute

Bilder: Frankenmeute und Corinna Bliederhäuser